Patenbitten der Kammerer Sportler in Otting – DJK feiert 50-jähriges Bestehen
Waging, Otting. Am Samstagabend (1.2.) ging im vollbesetzten Saal des Oberwirts in Otting das Patenbitten der DJK-Kammer bei ihren Nachbarn in Otting über die Bühne. Die Kammerer feiern in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen und waren für die zwischen 28. Mai und 1. Juni geplante Festwoche noch auf der Suche nach einem „Göd“. Wie bereits vor 25 Jahren übernimmt die DJK Otting nun die Patenschaft für den Kammerer Sportverein, wenngleich sie insbesondere die Knie der Vorstandschaft und des Oberbürgermeisters auf eine „scheitholzharte“ Probe gestellt haben.
DJK-Kammer-Chef Herbert Baumgartner hätte sich eigentlich eine „kurze und bündige“ Übernahme der Patenschaft erhofft und eröffnete den Verhandlungsabend mit den Worten „Otting ist unsere erste Wahl, wir haben 30 Liter Bier, unsere Musiker von Boarisch Blech und unser Männerballett dabei. Ich denke das reicht locker aus, damit ihr uns den Paten macht“. Diese Hoffnung auf ein schnelles Verhandlungsergebnis wurde aber durch den Ottinger Vereinsvorstand Josef Frisch schnell zu Nichte gemacht.
„Wir hier in Otting sind so ein toller Ort und sollen so einem Vorstadtdorf wie Kammer den Paten machen?“, fragte der Ottinger Verhandlungsführer seinen Kammerer Amtsbruder. Glücklicherweise hatten die Bittsteller ihren Schirmherrn und Traunsteins Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer im Gepäck, der an dieser Stelle bereits regulierend eingreifen konnte. „Liebe Ottinger, offiziell heißt es aber Traunstein bei Kammer“, betonte das Stadtoberhaupt glaubwürdig.
Anschließend schickten die Kammerer ihr 18-köpfiges Männerballett ins Rennen, das nach rund 20 Jahren Pause in diesem Jahr wieder „wie Phönix aus der Asche auferstanden ist“ und für frenetischen Jubel im Saal sorgte. Der Auftritt fand zwar bei Josef Frisch viel Anerkennung und er würdigte auch Trainerin Claudia Kröger für deren Bemühen, den gestählten Männerkörpern der Kammerer Fußballer auch ein Stück weit Eleganz zu verleihen, dennoch sollte die Zusage in dieser frühen Verhandlungsphase noch nicht erfolgen.
In einem kurzen Auszug aus der Chronik informierte Herbert Baumgartner, dass bereits 1927 in Kammer erstmals Fußball gespielt wurde und es 1958 zu einem Neustart gekommen sei. „Weils da in Otting noch nichts gab, sind damals die ganzen Ottinger zu uns gekommen, um Fußball zu spielen“, informierte der DJK-Chef. Diese frühe Fußballära sollte aber nicht von langer Dauer sein und somit erfolgte die offizielle Vereinsgründung im Jahr 1975. „Bei dem hin und her bin ich mir nicht sicher, ob ihr heuer wirklich 50 Jahre alt werdet und ob der Verein bis zum Fest noch besteht“, frotzelte Josef Frisch mit einem Augenzwinkern.
Gleichzeitig lenkte der Ottinger Verhandlungsführer sein Augenmerk auf das mitgebrachte „Fassl Bier“ und betonte „Bier ist zwar nicht das Wichtigste, aber man kann damit viel lösen“. Deshalb haben sich die Kammerer auch nicht lumpen lassen und gaben dem Oberbürgermeister den Auftrag, das Fass anzuzapfen. Drei kräftige Schläge benötigte dieser, ehe die ersten frischgezapften Gläser an die Mitglieder des „designierten“ Ottinger Patenvereins verteilt werden konnten.
Trotz der Bemühungen um die Gunst des „Wunschkandidaten“ kam es wie es kommen musste. Zahlreiche Vorstandsmitglieder aus Kammer sowie der Schirmherr wurden auf die Bühne geschickt, um beim Scheitelknien „offiziell“ um die Patenschaft zu bitten. Diese Maßnahme war auch deshalb gut geeignet, da mit zunehmenden Knieschmerzen die Angebote der Kammer zusehends verlockender wurden.
Da die Ottinger sehr genau prüfen wollten, ob die Nachbarn auch „würdig genug sind“, haben sie sich eine Reihe an Spielen überlegt, die unter „gelegentlich fairen“ Bedingungen bestritten wurden. Beim Ball jonglieren mit dem Fuß konnte der Kammerer Vertreter seinem Gegner aus Otting nicht das Wasser reichen und musste sich gleich im ersten Spiel geschlagen geben. Nicht viel besser sah es im Bereich Tischtennis aus. Auch hier mussten die „Hände aus Kammerer“ den „Schlägern der Ottinger“ eine „deftige“ Niederlage einstecken.
Unterhaltsam und kurzweilig moderiert wurden die Spiele vom Pastoralreferenten Uli Jauernig, der mit etwas Verspätung zur Veranstaltung gekommen war. Mein seiner Aussage, „ich war jetzt noch in der Kirche, da waren bei weitem nicht so viele Menschen wie hier, aber das ist auch klar, wenn das ganze Dorf beim Wirt hockt“, sorgte er gleich zu Beginn für einen Lacher. Mit zunehmender Spieldauer wurden die Kammerer Sportler auch langsam warm. Beim Liederraten bekannter Sportlieder konnten die Akteure einen ersten „melodischen“ Akzent setzen.
Einen weiteren Glanzpunkt konnte die geistliche Beirätin Monika Angerer setzen und zahlreichen Heiligen, Attribute zu olympischen Sportarten zuordnen. Ein Kopf an Kopfrennen lieferten sich die Wintersportler beim Biathlon. Nicht nur, dass sie sich auf Schiern einen Weg durch den Saal bahnen mussten, sondern auch am Schießstand war Schnelligkeit und Zielgenauigkeit gefragt. Das letzte Match konnten die Vertreter der Gymnastikabteilung aus Kammer für sich entscheiden. In einer abgewandelten Form von „Wall sitting“ stellten sie eindrücklich unter Beweis, dass in Kammer die „kräftigeren Oberschenkel“ zuhause sind.
Mit zunehmender Spiel- und Verhandlungsdauer wurden die „knienden“ Bittsteller immer kompromissbereiter. Den Durchbruch brachte schließlich ein Zugeständnis des Schirmherrn, der – sichtlich angestrengt – 100 Liter Bier seitens der Stadt Traunstein auf die bisherigen Verhandlungen draufpackte. Eine Kiste Messwein spendet außerdem Monika Angerer, „für alle die kein Bier mögen“, wie sie betonte.
Per Handschlag wurde von den beiden Vorständen besiegelt, dass alle Ottinger am Festsonntag in Kammer eine Maß Bier erhalten und alle Kinder eine Limo und eine Leberkäsebrotzeit bekommen. Darüber hinaus werden die Kammerer ihren Vereinsbus für die Trainingslager der Ottinger Fußballer und Fußballerinnen zur Verfügung stellen.
Unter kräftigem Applaus kehrte Zufriedenheit im Saal ein und auch die beiden „Bandldirndl“ Veronika Breitwieser (Otting) und Martina Wimmer (Kammer) zeigten sich über das Ergebnis sehr zufrieden. Musikalisch wurde der Abend „Boarisch Blech“ aus Kammer begleitet, deren Musiker auch nach dem offiziellen Ende noch für Unterhaltung sorgten.
„Nun steht den Feierlichkeiten zu unserem Jubiläum nichts mehr entgegen“, freute sich DJK-Vorstand Herbert Baumgartner und brachte seine Freude zum Ausdruck, „dass wir nun unsere erste Wahl als Paten gewinnen konnten“. Die Feierlichkeiten starten am 28. Mai mit den „d´Jung Ottingern“, die im Bierzelt für Stimmung sorgen werden. Gemeinsam mit der Feuerwehr Kammer wird am Vatertag (29. Mai) das überregional bekannte Bulldogtreffen über die Bühne gehen, ehe „Last 5“ beim Goaßn- und Laterndlfest am 30. Mai die Gäste begeistern werden.
„Roland Hefter und Kopfeck“ stehen am 31. Mai mit einem Musikkabarett auf dem Programm. Den Abschluss und zugleich den Höhepunkt der Festwoche bildet der Festsonntag, der mit einem feierlichen Gottesdienst samt Festzug durch den Ort und anschließendem geselligen Beisammensein im Festzelt am Sportplatz begangen wird. Zum Festausklang wird „Boarisch Blech“ die Gäste unterhalten.
Text/Bild: Hubert Hobmaier

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