Der WBV Kammer-Rettenbach feiert – Großer Besucherandrang am Tag der offenen Tür
Kammer. Am 5.12.1948 wurde der Wasserbeschaffungsverband (WBV) Kammer-Rettenbach infolge eines dramatischen Dürresommers aus der Taufe gehoben. Dies nahmen die Verantwortlichen nun zum Anlass, das 75-jähre Bestehen mit einem Tag der offenen Tür sowie einem Festakt am Kellerberg zu feiern. Das Besucherinteresse war so groß, dass die Führungen zu den Verbandseinrichtungen kurzerhand ausgeweitet wurden. Über die Höhen und Tiefen der nach wie vor ehrenamtlich aufgestellten Genossenschaft sowie über die Herausforderungen der Zukunft informierte der Vorsitzende Josef Wolkersdorfer sehr eindrücklich.
Der Verband versorgt rund 450 Haushalte und Betriebe in der ehemaligen Gemeinde Kammer sowie einigen Ortsteilen Traunwalchens täglich mit etwa 240 Kubikmetern Trinkwasser. Dieses Wasser stammt aus den der „Emer-“, „Tischler-“, und der „Wirtsholzquelle“, die allesamt in der Pumpstation am Rettenbach zusammengefasst sind und die beiden Hochbehälter in Rettenbach sowie in Kammer speisen. Zusammen mit den Grundstückseigentümern der Quellen, den Verbandsmitgliedern sowie den Fachbehörden ist es gelungen, die Qualität des Wassers durch die Ausweisung von Wasserschutzgebieten nachhaltig zu sichern.
Das Besucherinteresse an den Führungen zu den Quellen sowie zur Pumpstation war so groß, dass sich die Verantwortlichen kurzerhand dazu entschlossen haben, eine weitere Führung anzubieten. „Es freut mich unheimlich, dass so viele Menschen Interesse an unserer Trinkwasserversorgung haben“, betonte der sichtlich erfreute Josef Wolkersdorfer am Rande des Festaktes.
Anlässlich der Feierstunde zum 75-jährigen Bestehen wurde eigens ein Festzelt neben dem Hochbehälter am Kellerberg aufgestellt. An unterschiedlichen Motivtafeln konnten die Interessierten allerhand Wissenswertes rund um den Verband sowie das Trinkwasser entnehmen. Darüber hinaus standen dort die Verantwortlichen den Fragen rund um den Verband Rede und Antwort. In geselliger Runde hatten alle Besucher die Möglichkeit, sich am Kuchenbuffet oder mit „Würstchen“ im Anschluss an die etwa eineinhalbstündige Führung zu stärken.
„Für die Stadt Traunstein ist es ein großes Glück, dass sich die Kammerer und Rettenbacher eigenständig mit dem Lebensmittel Trinkwasser versorgen und deren Verantwortliche gewissenhaft und zukunftsweisend die Geschicke des Verbandes lenken“, hob Traunsteins 3. Bürgermeister Josef Kaiser die Bedeutung des Verbandes hervor. Neben dem Vertreter der Stadt nahm Franz Hasholzner, Werkleiter der Otting – Pallinger sowie der Surgruppe als Ehrengast an der Veranstaltung teil.
Einen Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte lieferte Josef Wolkersdorfer in seiner Ansprache. „Die ursprüngliche Errichtung des Trinkwassernetzes erfolgte noch ohne Maschineneisatz. Viele Kilometer Leitung und wurden von den Mitgliedern per Handarbeit durch Wald und Wiesen gegraben und verlegt“, so der Vorsitzende.
Zur Erhöhung der Versorgungssicherheit erfolgte 1965 zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt die Erschließung der „Wirtsholzquelle“. 1972 wurde in Folge eines großen Wasserverlustes und einem damit einhergehenden Versorgungsengpass eine Notversorgungsleitung zum Hochbehälter nach Siegelberg errichtet und damit ein Notverbund zur „Otting-Pallinger Gruppe“ geschaffen.
In den Jahren 1988 bis 1990 stand der Verband an einem Scheideweg. Neue gesetzliche Bestimmungen, umfangreiche Sanierungen sowie neu ausgewiesene Baugebiete wurden zur Zerreißprobe. „Die Vorstandschaft hatte aufgrund der damit verbundenen erforderlichen finanziellen Mittel den Beschluss gefasst, sich einem größeren Versorger anzuschließen. Dies haben allerdings die Mitglieder in einer denkwürdigen Versammlung mehrheitlich abgelehnt“, betonte Josef Wolkersdorfer. In den darauffolgenden Jahren ist es gelungen, die notwendigen baulichen Maßnahmen umzusetzen und das Netzgebiet umfangreich zu sanieren.
„Die laufenden Messergebnisse bestätigen uns ein einwandfreies Trinkwasser, dass sogar für Säuglingsnahrung geeignet ist“, freute sich der Vorsitzende, „dennoch stehe man auch in der Zukunft vor großen Herausforderungen“. Laut einer fachkundigen Aussage des Bayerischen Gemeindetages „habe Bayern auf Grund des Klimawandels seit der Jahrtausendwende Trinkwasser in der Größenordnung des Bodensees verloren“. Problematisch sei auch der Rückgang der Quellschüttungen insbesondere während Trockenperioden, der mit einem erhöhten Wasserverbrauch bis zu 30 Prozent einhergeht. Unterschiedlichste Umweltbelastungen machen sich sind außerdem im Grundwasser bemerkbar.
„Trotz aller Herausforderungen blicken wir positiv in die Zukunft und wollen uns diesen stellen“, zeigte sich Josef Wolkersdorfer optimistisch und freute sich, „dass es innerhalb des Verbandes und seiner Mitglieder sowie den beteiligten Landwirt einen großen Zusammenhalt gebe und alle Beteiligten für sauberes Trinkwasser an einem Strang ziehen“. In gemütlicher Runde endete der Jubiläumstag „der Kammerer Wasserer“ im Bierzelt, bei dem sich die Gäste noch einige Anekdoten rund um das Trinkwasser im Ort erzählten.
Text/Bild: Hubert Hobmaier
Mehrere Hundert Besucher nutzten das Angebot des WBV-Kammer zum Tag der offenen Tür anlässlich des 75-jährigen Bestehens dieser (lebens-)wichtigen Genossenschaft. Im Anschluss an die Führungen zu den verbandlichen Einrichtungen folgten im Rahmen eines kleinen Festaktes am Kellerberg Ansprachen durch den Vorsitzenden Josef Wolkersdorfer sowie Traunsteins 3. Bürgermeister Josef Kaiser.
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